Unvorstellbar war es noch vor hundert Jahren für die breite Masse, selber einmal von einem Kontinent an den anderen zu gelangen. Die Vorstellungen darüber, wie es dort war, konnten nur vergleichsweise vage sein und waren vor allem abhängig von demjenigen, der darüber informiert.
Technisch möglich war das Überqueren des Atlantiks schon lange. Ab 1840 gab es von uns aus Überfahrten, allerdings ohne angenehmen Beigeschmack für die Crews und „Passagiere“: Mit diesen Frachtschiffen konnte eine Person nur im Schiffsbauch Platz finden und diese Möglichkeit wurde nur von Auswanderern zum Erreichen ihres Ziels genützt. Der untere Schiffsbereich durfte nur zur Essensausgabe verlassen werden und dort galt es oft, bei eisiger Kälte zu verharren. Die restliche Zeit war man auf engstem Raum mit Gleichgesinnten untergebracht.
Vorrangig ging es um den Transport der Fracht und dabei spielte der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle: Jeder Betreiber wollte der schnellste sein. Es entwickelte sich dabei ein hoher Konkurrenzdruck, bei dem alle anderen Aspekte, wie Sicherheit oder Komfort, ausgeblendet waren. Der Schnellste erhielt das sogenannte „Blaue Band“ – eine hochwertige Auszeichnung, dessen Anreiz nicht zuletzt den Betreiber der weltweit bekannten „Titanic“ dazu veranlasste, eine für die damaligen Verhältnisse viel zu hohe Geschwindigkeit zu wählen. Der Druck auf die Unternehmen war sehr hoch und als um 1950 die ersten Linienflugzeuge ihren Betrieb aufnahmen, sanken die Umsätze der Schifffahrt signifikant ein.
Schon lange zuvor entstand die Idee, während dem Stillstand die Schiffe auch für private Reisen anzubieten, allerdings nur bei einem vereinzelten Inhaber – der deutschen „Hamburger-Amerikanische-Packetfahrt-Actien Gesellschaft“ (HAPAG). Doch es sollte bis Mitte des 20.Jahrhunderts dauern, bis sich diese Idee durchsetzen und allgemein etablieren konnte.
Luxusfahrten auf See als Erfindung Deutschlands
Die erste „Luxus“-Reise auf hoher See fand schon im Jänner 1891 statt: Im Winter war die Atlantiküberquerung immer ein schlechtes Geschäft. Sie war gefährlich und die Minusgrade schafften schlechteste Bedingungen für die damalige Technik und die Mannschaft. Um die Umsatzeinbußen zu verkleinern, verließ erstmals die „Auguste Viktoria“ der HAPAG den Hafen in Hamburg mit Passagieren an Bord. Benannt war das Schiff nach der Kaiserin.
Einzigartig war die erstmalige Inbetriebnahme eines Schiffes zu bloßen Vergnügungszwecken, also für Private. Freilich war die eigene Teilnahme für die breite Masse nur illusorisch, doch damit war der Weg geebnet, langsam und kontinuierlich die Betrachtung der Schönheit hoher See jedem Menschen zu ermöglichen. 241 Personen reisten damals in Richtung Orient.
Dem folgten mehr Schiffe, zielgerichtet ausgestattet auf das Wohlbefinden an Bord und damit erfolgte schon ein kleiner, aber ständiger Ausbau der Zielgruppe. Das erste Kreuzfahrtschiff, welches zu diesem Zweck hergestellt wurde, erhielt den Namen „Prinzessin Viktoria Luise“. Es wurde bereits vor 1901 konstruiert. Trotz grundsätzlich allgemeiner Zugänglichkeit waren es freilich nur elitäre Bevölkerungsgruppen, die sich diesen Luxus leisten konnten. An Bord floss somit der beste Champagner, die Passagiere nahmen Kaviar und Austern zu sich und pflegten den 5 Uhr-Tee. Es bestand eine strenge Kleiderordnung. So entstand eine eigener „Knigge“ rund um die Kreuzfahrt: Zuerst waren die Herren stets in hellen Anzügen an Bord zu sehen. Jeden Tag wurde eine dunklere Farbe gewählt, bis man bei Schwarz angelangt war. Das galt als Zeichen, traurig darüber zu sein, dass die Reise zu Ende ging.
Kreuzfahrt-Politik, Propagandazwecke und strengste Bewachung der Passagiere
Während der nationalsozialistischen Ära wurden die Kreuzfahrtschiffe für Propagandazwecke missbraucht. Damit sollte der Eindruck erweckt werden, dass auch Arbeiter Zugang zur Kreuzfahrt erhalten sollten. Es wurden tatsächlich aber nur zwei „Vorzeigemodelle“ der Flotte komfortabel ausgestattet und nur wenige Arbeiter erhielten auch Zugang. Die Kreuzfahrt sollte als Motivation für besonders harte Arbeit dienen. Angesteuert wurden außerdem beinahe nur solche Länder, die ebenfalls faschistisch regiert wurden.
Ähnlich gestaltete sich die „Kreuzfahrtpolitik“ in der DDR: Auch dort galt sie Belohnung für strebsame Leistungen und man durfte freilich nur dorthin reisen, wo keine demokratischen Strukturen gegeben waren. Oft handelte es sich dabei um Kreuzfahrten nach Kuba oder ins Mittelmeer. Strengste Beobachtung durch die Sicherheitsorgane gab es für alle Anwesenden an Bord, auch der Mannschaft. Dennoch schafften es insgesamt rund 200 Mitreisende, bei einem Landaufenthalt in Helsinki zu flüchten.
Öffnung für die Mittelschicht
Ab der zweiten Jahrhunderthälfte öffnete sich die Kreuzfahrt für die Mittelschicht, nur so konnte genügend Umsatz erzielt werden. Manche Fährenbetreiber hatten noch immer die Galaabende und Kleiderordnung im Programm – darauf bezieht sich auch heute noch der Ausdruck „klassische Kreuzfahrt“.
Mittlerweile ist sie ein fixer Bestandteil der Angebote und jeder hat die Chance zur Teilnahme, zielgerichtete Angebote richten sich an jedermann und der Komfort und Sicherheit unterscheiden sich nicht mehr vom Landurlaub. Die große Herausforderung der Gegenwart stellt mittlerweile eine möglichst umweltschonende Schifffahrt zum Schutz der Meere und des Öko-Systems dar.
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Artikel wurde zur Verfügung gestellt von: Faehrline.de – dem Onlineportal für kreuzfahrten nach Norwegen
Kreuzfahrt News und Trends
Aktuell sind Kreuzfahrten und der Urlaub auf dem Schiff fest am internationalen und deutschen Reisemarkt verankert. Die Vielzahl der Reiseangebote für Hochsee- und Flusskreuzfahrten weltweit begeistert ebenso wie die kontinuierliche Weiterentwicklung bei Passagierschiffen für Kreuzfahrten, angefangen vom großen Ozeanriesen über elegante Luxusliner und beliebte Clubschiffe bis hin zum kleineren Segelschiff oder einer Luxusyacht. Zum Kreuzfahrtmarkt finden Interessierte auf www.kreuzfahrtnews.net aktuelle Berichte und Informationen rund um Schiffsreisen, Reedereien und die Kreuzfahrtbranche.